„Wir bringen BNE in unsere ganze Stadt!“

Düsseldorfer Netzwerk „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE)

Ein buntes Bildungsprogramm, Nachhaltigkeits-Audits, BNE-Fortbildungen für Lehrkräfte – dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus der vielfältigen, engagierten BNE-Arbeit des Düsseldorfer Netzwerks „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. In dem Netzwerk engagieren sich Düsseldorfer Schulen gemeinsam mit außerschulischen Partner:innen für BNE und die 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Vereinten Nationen. Sie setzen sich dafür ein, mehr BNE in den Unterricht und das Schulleben zu integrieren und über die Schulmauern hinaus in die ganze Stadt zu tragen.

Rückblick: Die Anfänge der Netzwerkarbeit

Die Fäden des Netzwerks laufen bei der Koordinatorin Anke Hüsges im Düsseldorfer Umweltamt zusammen. Die Sport- und Biologielehrerin organisiert die Bildungsangebote für die Düsseldorfer Schulen, bringt die Netzwerkmitglieder zusammen und treibt die Netzwerkarbeit aktiv voran. Dabei machen ihre eigenen Erfahrungen in der Realschule, in der die engagierte Lehrerin mit einer halben Stelle arbeitet, ihre Arbeit als Netzwerkkoordinatorin lebhaft und authentisch. Im Laufe seines über 20-jährigen Bestehens ist das Netzwerk stetig gewachsen. Aktuell sind 38 Düsseldorfer Schulen und 56 außerschulische Partner:innen im Netzwerk vertreten. Unterstützt werden sie von einer großen Zahl weiterer Kooperationspartner:innen.

Begonnen hat alles im Jahr 1999. Damals ging das Netzwerk als Projekt der Lokalen Agenda 21 der Stadt Düsseldorf und als Modellprogramm des Landes NRW an den Start. Im Mittelpunkt der Netzwerkarbeit standen zunächst Umwelt-Audits, sprich Umweltmanagementsysteme. Diese werden in Unternehmen eingesetzt, um sämtliche Produktionsprozesse einem Nachhaltigkeits-Check zu unterziehen. Das neu gegründete Düsseldorfer Schul-Netzwerk sollte prüfen, ob sich die Umwelt-Audits aus der Wirtschaft auch sinnvoll auf Schulen übertragen ließen. In dem Modellversuch nahmen die Schüler:innen die Umweltauswirkungen ihres Schulbetriebs genau unter die Lupe und entwickelten Ideen und Maßnahmen zur Verbesserung.

Der Modellversuch war ein voller Erfolg. Die Umwelt-Audits ließen sich nicht nur gut auf die Prozesse in den Schulen übertragen, sondern sogar in vereinfachter Form umsetzen. So entwickelte das Netzwerk ein eigenes, vereinfachtes Umwelt-Audit. Mit diesem System konnten die Schüler:innen die Umweltauswirkungen ihres Schulbetriebs selbst fortlaufend analysieren und verbessern.

Im Laufe der Zeit erweiterten die Netzwerk-Schulen die Themenspektren ihrer Audits und entwickelten sie zu Nachhaltigkeits-Audits. Auch der Unterricht und sämtliche BNE-Aktivitäten fließen inzwischen in die Auditierung mit ein. In Nachhaltigkeitsberichten dokumentieren die Schüler:innen nun beispielsweise bienenfreundliche Pflanzaktionen oder Projekttage zum fairen Handel. Der selbst entwickelte Leitfaden zur Auditierung kann von allen interessierten Schulen auf der Website des Düsseldorfer Netzwerks abgerufen werden.

Einblicke in die Netzwerkarbeit

Von dem anfänglichen Modellcharakter ist längst nichts mehr zu spüren. Schon seit vielen Jahren ist das Netzwerk ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt für sämtliche BNE-Aktivitäten in Düsseldorf. Die 38 Netzwerk-Schulen und ihre Partner:innen aus Düsseldorfer Unternehmen, NGOs, Institutionen und anderen Bereichen treiben die BNE-Arbeit aktiv voran. In den Klassenräumen und im Schulalltag, aber auch in unzähligen kreativen Projekten und Aktionen außerhalb der Schule.

So fuhren 2020 im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche Schüler:innen aus drei Netzwerkschulen in einem selbst gestalteten U-Bahn-Wagen kreuz und quer durch Düsseldorf. Unter dem Motto „Nachhaltige Mobilität für alle“ präsentierten sie die 17 SDGs mit ihren eigenen Ideen zum Klima- und Umweltschutz. Diese verbreiteten sie auch online über Social Media-Plattformen.

Alle Netzwerkmitglieder kommen drei- bis viermal im Jahr zum gemeinsamen Austausch zusammen. Auf den Netzwerktreffen erhalten sie vielfältige Einblicke in die BNE-Arbeit ihrer Partner:innen und tauschen Ideen und Erfahrungen aus. Dies stärkt nicht nur die Motivation, sondern wirkt sich ungemein beflügelnd auf die gesamte Arbeit aus.

Eine ganz zentrale Rolle spielt auch die Öffentlichkeitsarbeit. Ob beim Fest der Kulturen im Düsseldorfer zakk (Zentrum für Aktion, Kultur und Kommunikation), beim Europatag oder den Wandeltagen – das Düsseldorfer Netzwerk ist auf zahlreichen Düsseldorfer Veranstaltungen vertreten. Diese bieten eine gute Gelegenheit, das Netzwerk mit seiner BNE-Arbeit noch stärker der Öffentlichkeit zu präsentieren – und somit mehr Schulen und Menschen in ganz Düsseldorf zu motivieren. Über geplante Veranstaltungen, Aktionen & Co hält das Düsseldorfer Netzwerk alle BNE-Interessierten mit einem Newsletter auf dem Laufenden.

Ein kostenloses Bildungsprogramm für alle Düsseldorfer Schulen

Ob ein Weltfrühstück, ein Workshop zu Fast Fashion oder ein Ausflug in ein nah gelegenes Naturschutzgebiet – das Bildungsprogramm, welches das Netzwerk mit Unterstützung des Amtes für Umwelt- und Verbraucherschutz jedes Jahr auf die Beine stellt, bietet eine unglaubliche Vielfalt.

In über 186 Veranstaltungen können sich die Düsseldorfer Schüler:innen mit den 17 SDGs auseinandersetzen. In Workshops, Unterrichtsbesuchen oder Ausflügen zu Themen von A wie „Abfall“ bis W wie „Wildkräuter am Wegesrand“ erhalten sie viele Impulse und Ideen, um ihr eigenes Leben in und außerhalb der Schule nachhaltiger und zukunftsgerechter zu gestalten.

Ob für i-Dötzchen oder Berufsschüler:innen – für jede Altersklasse und Schulform hält das Bildungsprogramm eine große Auswahl an Angeboten bereit. Bei den Schulen ist das Interesse groß: Bis zu 13.000 Schüler:innen setzen sich so jedes Jahr mit vielen unterschiedlichen Facetten von BNE auseinander. Durchgeführt werden die Veranstaltungen von Bildungsanbieter:innen aus Düsseldorfer NGOs und Unternehmen, aber auch von engagierten ehemaligen Schüler:innen und pensionierten Lehrkräften. Die Referent:innen kommen entweder in die Schule oder laden die Schüler:innen zu einem Besuch in ihren Betrieb oder einer Exkursion in die Natur ein. Die Teilnahme an allen Veranstaltungen ist kostenlos, die Finanzierung übernimmt die Stadt Düsseldorf.

Expertise und Auszeichnungen

Der langjährige Erfahrungsschatz des Netzwerks rund um BNE stößt nicht nur in Düsseldorf, sondern auch über die Stadtgrenzen hinaus auf großes Interesse. Die Expertise wird von vielen Seiten angefragt, so auch von Ministerien. So hat das Netzwerk bei der Leitlinie Bildung für nachhaltige Entwicklung des nordrhein-westfälischen Schulministeriums mitgewirkt. Zudem führt es Fortbildungen zu der Leitlinie für außerschulische Bildungsorte und auch Schulen außerhalb Düsseldorfs durch.

Momentan ist eine feste Verankerung von BNE in den Kernlehrplänen für die Schulen in NRW in Arbeit, das Landesinstitut für Schule NRW ist hier tätig. Das ist eine Entwicklung, die Netzwerkkoordinatorin Anke Hüsges sehr begrüßt. Denn die Praxis zeigt: Ohne verbindliche Vorgaben in den Lehrplänen hält BNE oft nur sehr sporadisch Einzug in den Unterricht. Vielen Lehrkräften mangelt es schlichtweg an Zeit für zusätzliche BNE-Aktivitäten, denn die Stundenpläne sind mit anderem Lernstoff prall gefüllt. Dies stellt auch die Netzwerkarbeit immer wieder vor große Herausforderungen. Denn wenn eine BNE-engagierte Lehrkraft an einer Schule aufgrund von Elternzeit oder Pensionierung ausscheidet, so erweist es sich oft als schwierig, eine neue Ansprechperson für die Fortführung der BNE-Arbeit zu finden.

Doch die Erfolge stellen jegliche Hürden bei weitem in den Schatten. Große Anerkennung erhielt das Netzwerk nicht zuletzt durch zahlreiche Auszeichnungen. So wurde es beispielsweise mehrfach als „Netzwerk der Zukunft“ und im Rahmen des UNESCO-Weltaktionsprogramms Bildung für nachhaltige Entwicklung auf der höchsten Stufe ausgezeichnet.

Ausblick in die Zukunft

Im Laufe der Zeit ist das Netzwerk stetig gewachsen. Großen Aufwind bekam es auch durch die Fridays for Future-Bewegung. Diese ließ die Anfrage nach den Bildungsangeboten in die Höhe schnellen. Immer mehr Kinder, Jugendliche und junge Lehrkräfte interessierten sich für den Umwelt- und Klimaschutz und fingen an, gemeinsame Aktionen und Projekte zu starten.

Die Corona-Pandemie brachte – wie überall – auch in der Arbeit des Düsseldorfer Netzwerks einen herben Einschnitt. Wo immer es möglich war, wurden die Netzwerktreffen und Veranstaltungen in virtuelle Räume verlagert. Durch die enormen Herausforderungen, welche die Pandemie für den Unterricht und Schulalltag mit sich brachte, rückten die BNE-Aktivitäten bei vielen Schulen zeitweilig in den Hintergrund.

Doch die Schublade mit Ideen für die zukünftige Netzwerkarbeit ist bei Anke Hüsges prall gefüllt. Sie hofft, dass viele Menschen trotz der Pandemie den BNE-Gedanken nicht aus den Augen verlieren. Ein ganz besonderes Anliegen ist es ihr, noch mehr Düsseldorfer Schulen für die gemeinsame BNE-Arbeit zu begeistern. Und gleichzeitig viele weitere Menschen jeden Alters ins Netzwerk zu holen, die motiviert sind, die sozialökologische Transformation voranzubringen.

Diese Idee unterstützt die Stadt Düsseldorf mit ihrer Bewerbung für das bundesweite Netzwerk der BNE-Kommunen durch die UNESCO. Im Rahmen einer Auszeichnung als BNE-Kommune sollen auch Kitas und andere Bildungseinrichtungen in das Netzwerk eingebunden und BNE somit in alle Bereiche der Landeshauptstadt getragen werden.

Kontakt:

Landeshauptstadt Düsseldorf

Amt für Umwelt- und Verbraucherschutz

Brinckmannstraße 7

40200 Düsseldorf

Website: https://www.duesseldorf.de/nachhaltigkeit/bne.html

 

Ansprechpartnerin:

Anke Hüsges

Tel.: 0211/8925051

E-Mail: anke.huesges@duesseldorf.de

Weitere Good-Practice-Beispiele für BNE-Netzwerke:

Hier finden Sie Good-Practice-Beispiele einiger BNE-Netzwerke in NRW. Die Netzwerke besitzen meist einen regionalen Bezug und widmen sich ganz unterschiedlichen BNE-Themenfeldern.

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