26.09.2022 H. Zink

Ehre als kollektive Identität als Merkmal patriarchaler Gesellschaftsstrukturen

Mansour am Driland Kolleg    © Driland Kolleg

Ahmad Mansour plädiert dafür, patriarchale Strukturen durch Aufklärung aufzubrechen, ohne dabei die positiven Aspekte der eigenen Kultur ablegen zu müssen

Hast du keine Ehre, Mann? Diese provokative Frage hat Herr Ahmad Mansour am 21.09.2022 am Driland Kolleg in Gronau sowie der Außenstelle in Ahaus mit Studierenden und interessierten Bürgerinnen und Bürgern der Stadt diskutiert. In seinem Vortrag „Ehre als kollektive Identität“, der in Zusammenarbeit mit der VHS Gronau organisiert wurde, hat der Diplom-Psychologe anschaulich erläutert, dass patriarchalische Strukturen unabhängig von Region und Religionszugehörigkeit, dazu führen, dass ein großer gesellschaftlicher Druck entstehe, seine Ehre und die der Familie zu wahren. Hiergegen helfe nur Aufklärung, um lang erlernte Verhaltensmuster und Überzeugungen aufzubrechen und zu verändern, ohne dabei die positiven Aspekte der eigenen Kultur (Respekt vor Älteren, Wärme, starke soziale Kontakte, Kinderfreundlichkeit, starke Bindung an die Familie) ablegen zu müssen. Dies betonte Herr Mansour, der selbst arabischer Israeli ist. Es ginge nicht darum, die eigene Kultur zu verteufeln, sondern Erlerntes zu hinterfragen. Ihm gehe es darum, dass elementare Menschenrechte, wie sie z.B. in unserem Grundgesetz verankert sind, immer mit Kultur vereinbar sein müssen. Wenn die immigrierte Generation dies schaffe, profitierten die nachfolgenden Generationen davon, denn sie seien dann in der glücklichen Situation, von zwei Kulturen positive Aspekte kennenzulernen. 

Dies gehe nur, wenn Integration gut verlaufe. Hierzu gewährte er einen Einblick in seine Gedanken und Emotionswelt als Migrant. Als Migrant neu in einem fremden Land mit anderen Strukturen und einer anderen Sprache konfrontiert zu sein führe zunächst zu Verunsicherung. Es koste viel Kraft, sich in einer neuen Welt zurechtzufinden und eine neue Sprache zu erlernen, während man gleichzeitig mit der Angst konfrontiert sei, seine eigene Identität zu verlieren oder nicht ausreichend an seine Kinder weitergeben zu können. Integration und Begegnung könne erst dann stattfinden, wenn keine Ängste auf beiden Seiten bestehen und das aufnehmende Land zudem sehr deutlich formuliert, welche Erwartungshaltungen es hat. Wenn dann ein aufgeschlossener Dialog entstehe, kann der Austausch von positiven Werten der Kulturen sehr bereichernd für alle Beteiligten sein und Veränderungen in der eigenen Weltanschauung bewirken, ohne die Angst, seine eigene Identität zu verlieren.

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